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Kapitel 4
Was die Kamera zeigt
zu schälen, wird sich auf Dauer als äußerst unpraktisch erweisen. Für jede
Aufgabe einfach das passende Werkzeug zu wählen, das ist die Lösung.
Der aufmerksame Menschenbeobachter und ziemlich erfolgreiche Filmre
gisseur Hitchcock ist bei Auswahl und Reihenfolge der Einstellungen häu
fig der Regel gefolgt: vom Allgemeinen zum Speziellen. Ihm war klar, dass
Menschen, bekommen sie etwas Neues zu Gesicht, erst einmal versuchen,
einen Überblick (Totale, Halbtotale) zu bekommen. Erst dann richten sie ihre
Aufmerksamkeit auf Ausschnitte (Halbnah, Nah) und Einzelheiten (Groß,
Detail) der gesamten Szene.
Die Five-Shot-Regel
Ein äußerst praktisches Werkzeug konntest du mit den hilfreichen W-Fragen
kennenlernen. Bei der Recherche, dem Zusammentragen von Informatio
nen, haben sie gute Dienste geleistet. Jetzt geht es um die Visualisierung
unserer Geschichte und da treffen wir erneut auf einige der W-Fragen. Zu
sammengefasst sind sie in der Five-Shot-Regel, die besagt, immer 5 Einstel
lungen einer Szene zu drehen.
ƒ Wo
– etwas passiert, zeigt eine Totale oder Halbtotale.
ƒ Wer – eine wichtige Rolle im Video spielt, wird Nah oder Groß gezeigt.
ƒ Was – die Person im Bild macht, zeigt die Kamera mit der Einstellung
Halbnah.
ƒ Wie – unsere Person etwas macht, ist Groß oder im Detail sehr gut zu
erkennen.
ƒ Die 5. Einstellung lässt dem Kameramann Platz für seine Kreativität. So
könnte eine Einstellung folgen, die unsere Person aus einer ungewöhnli
chen Perspektive zeigt und dem Zuschauer ein »Wow« entlockt.
Sicherheitshalber sollte jede einzelne Einstellung eine gewisse Mindestdau
er haben. Das erleichtert die Montage der Einstellungen zum fertigen Video
erheblich. Zu viel gedrehte Sekunden entfernst du später. Fast nichts ist ner
venaufreibender, als beim Videoschnitt festzustellen, dass eine – eigentlich –
tolle Einstellung wenige Bilder zu kurz und deshalb unbrauchbar ist.